Stufen, Kurven und der FC Eschborn

Der Contest „wer guckt die wenigsten Auswärtsspiele oder am allerbesten überhaupt keins?“ hält in so manchem Eschborner Dunstkreis hartnäckig an, aber daran nehmen wir natürlich nicht teil und fahren lieber zum zweiten Mal in anderthalb Wochen zum FSV-Stadion. Sicherlich in dem Fall nicht so besonders spannend, wenn da nicht die prekäre sportliche Ausgangssituation wäre, die mit 13ter vs 15ter das kleine Herz schon etwas höher schlagen ließ. Na mal sehen, bisher war es ja eher so: gegen die Top 6 oder 7 von oben sieht es meistens nicht so gut aus, gegen die Top 6 von unten ist in der Regel einiges drin und genau gegen die sollte man ja eigentlich auch bestehen. Stichwort „Direkter Konkurrent“ und so…Mit einem „Sing mei Sachse Sing“ wurde das Schumobil gen Frankfurt gekutscht, wo nach dem Aussteigen der FSV das musikalische Ruder übernehmen durfte. Und da sah es richtig gut aus: noch vor dem Stadion drangen 2 Lieder an mein Ohr, beide noch nie gehört, beide geil. Später dann bei der FSV-Pressebeauftragten mal die Playlist des heutigen Tages angefragt, die auch freundlich zugesagt wurde, aber noch nicht den Weg in meinen Besitz gefunden hat. Schnell noch einen heißen Glühwein ins Frau Schus Töpfchen gießen lassen und dann mit der Familie Heinz doch mal die unteren Reihen geentert, wo die Sonne gut Alarm machte und das Heißgetränk noch mal ordentlich zum Kochen brachte. 10 Grad nach DEM Winter fühlen sich jetzt an wie 52 Grad um die Mittagszeit in Bagdad :-) Apropos Bagdad: jetzt wäre es auch an der Zeit gewesen,  einige Schüsse abzufeuern und die wenn möglich in Richtung des FSV-Tores. Eschborn auch gut dabei, das machte nen ordentlichen Eindruck und Can Özer netzte sogleich zum 0:1 in der 11ten ein. Ausgangslange nun wahrlich keine schlechte und während ich dann mit zweien (der vielen) SB79-Urgesteinen – die Rivalität zwischen alten Menschen ist ja nicht so ausgeprägt, insofern es sie denn je gegeben hat – plauderte, kam irgendwann die 29ste Minute. Während ich den neben mir sitzenden FSVlern auf die Frage: „ich versteh´ das nicht. Warum seid ihr denn nicht mehr in der Insolvenz?“ nur zu verstehen geben konnte, „dass die Finanzen nicht zu meinem Tätigkeitsbereich gehören“, wollten dir mir dann dafür aber den Torschützen zum 1:1 nennen. „Brauch ich nicht. Gegentore gehören nämlich auch nicht zu meinem Bereich“ :-) Würde das aber der Fall sein, hätte der Input im kurzfristigen Anschluss noch sehr viel üppiger ausfallen können, denn das 2:1+3:1 wurde in der Eschborner Tiefschlafphase binnen 4 Minuten gleich noch nachgereicht. Ne halbe Stunde sah das doch eigentlich ganz gut aus, jetzt dann doch nicht mehr so ganz, um es mal freundlich-blumig zu umschreiben. Pause, leicht bedeppert da rumgelungert, sind ja noch 45 Minuten. In der 50sten gab dann der Langzeitverletzte Velo sein Comeback und während der FCE nun wollte, konnte der FSV etwas langsamer angehen lassen, denn er musste nicht. Etwas langsam angehen lassen ist gegen unseren Flitzebogen Tony natürlich kein probates Mittel, denn er ist der Usain Bold der Regionalliga und somit schneller als jeder andere. Dies musste auch ein FSV-Spieler in 65sten ohne wenn und aber anerkennen: Ball reingeflankt und unser Nguyen hat ihn dann zum 3:2-Anschlußtreffer versenkt. Mein Tipp 3:3 (anberaumt nach dem 3:1) war nun wieder in Reichweite bzw. war ich dank der FCE-Brille fast schon versucht auf 3:4 umzuschwenken :-) Jetzt wurde das Spektakel doch zunehmend emotional, auf dem Spielfeld, auf der Tribüne und auf diese (wenn auch gegenüberliegende) musste dann unser Coach wechseln. Viele knappe Entscheidungen jetzt, die Schiris im Brennpunkt und auch der Security hatte nun ein permanent wachsames Auge auf die Mitte der Tribüne, wo sich gegenseitig verbal ganz schön ein- und aufgeheizt wurde. (und keineswegs wir saßen). In der  85sten noch ne gute Gelegenheit zum Ausgleich, da mal ne Rudelbildung, dort mal Geschubse. Irgendwas wurde dann auch noch unserem Jonas Grüter zum Verhängnis, der unserem Trainer mit Gelb/Rot vom Platz folgte, aber immerhin nur bis auf die Bank musste. Abpfiff, in gleichem Maße spannend wie auch erfolglos. Aber die Wochen der Wahrheit sind ja noch nicht zu Ende, auch wenn sie nicht mehr ganz am Anfang stehen. Weiterhin alles drin! Kaum zu Hause die Tür aufgeschlossen, sitzt Frau Schu auch schon 20 Sekunden später mit ihrem Buch auf dem Balkon, der leider noch nicht sommertauglich gemacht wurde, weshalb es bis dato nur einen Stuhl gibt, so dass ich mich eben auf die Apfelweinkästen setzte :-) Nächste Woche wird alles wieder besser: dann haben wir auch wieder 2 Stühle und zusätzlich weitere 4-6 Punkte :-)